Freitag, 22. Februar 2013

Puzzle Restorer

Publisher: Gavina Games
OS: iOS
unterstützte Geräte: iPhone, iPad (universal)
Preis: 0,89 €
App Store – Link: iOS

Nach turbulenten Abenteuern als Affe durch den Dschungel rennend in Banana Kong, als Passagierdompteur an Gepäckbändern in Busy Bags und Inselevakuierer in Rocket Island ist jetzt etwas Entspannung angesagt. Puzzle Restorer von Gavina Games trägt sein Genre schon stolz im Namen: es handelt sich um ein klassisches Puzzle, um ein ausgesprochen unaufgeregtes noch dazu!

Gelöstes Rätsel (groß) und Vorlage (klein)

Die Idee des Spiels ist ebenso simpel, wie bestechend: der Spieler restauriert als Maler einfache Pixelbilder, indem er Felder per Linedrawing umfärbt und so in einem Zug (später auch in mehreren) dem ebenfalls eingeblendeten Original angleicht. Was am Anfang noch ziemlich einfach und vielleicht sogar langweilig aussieht, wird stetig komplexer, so dass man sich ziemlich schnell anstrengen muß, um zur richtigen Lösung zu kommen. Und dabei spielt man in diesen Abschnitten noch nach den „Basisregeln“: man muß in einem Feld einer gewissen Farbe beginnen, dann eine Linie ziehen und wieder in einem Feld dieser Farbe enden. Damit färbt man dann den Untergrund in dieser Farbe. Hat man sich an das mittlerweile knackige Niveau gewöhnt, passiert das, was jeder gute Puzzler zu genau diesem Zeitpunkt macht: die Regeln werden erweitert. Nun ist nicht mehr alles in einem Strich zu erledigen und Farben können und müssen gemischt werden. Gerade die letztgenannte Änderung bringt eine völlig andere Knobeldimension in Puzzle Restorer.

Hier werden Farben schon gemischt.

Was das Timing und das Level-Design angeht, macht das Spiel also alles richtig. Die Spielmechanik erinnert ein wenig an Piczle Lines (aus dem allerersten kwAPPcast!). Auch dort ging es darum, Pixelbilder wieder zu rekonstruieren. Die hier vorliegende Mechanik (und die zu spielenden Bilder) ist allerdings gröber. Während man bei Piczle Lines Zahlen zu Hilfe nehmen konnte / musste, orientiert man sich bei Puzzle Restorer ausschließlich an dem Vorlagebild. Vergleicht man beide Titel weiter, dann kommt man nicht umhin festzustellen, dass Piczle Lines mehr aus dem gegebenen Szenario macht: dort restaurierte man im Spiel die Daten einer Digitalkamera. Mit jedem gelösten Puzzle vervollständigte man einen Urlaubsschnappschuss. Bei Puzzle Restorer ist als Setting die Welt der Malerei gewählt. Ein witziger Maler gibt dem Spieler auch Tipps und begleitet ihn so während des Spiels. Leider wird aus dem Thema ansonsten wenig herausgeholt. Man arbeitet sich einfach von Bild zu Bild, keine Zwischensequenzen oder Menü-Elemente greifen das Thema wirklich auf. Das macht das Ganze spielerisch keinen Deut schlechter, verspielt aber einige möglichen „Charme-Punkte“, die das Thema hergegeben hätte.

Ein echtes Meisterwerk aufs Wesentliche reduziert.

Unter dem Strich ist Puzzle Restorer ein unaufdringlicher Puzzler, mit dem man sich sehr gut zum Entspannen beschäftigen kann. Wenig lenkt von der Spielmechanik ab. Nichtsdestotrotz wäre Platz für nette Details gewesen, die die gesamte Präsentation hochwertiger gemacht hätten. Wer einfach nur einen „ehrlichen Puzzler“ sucht, der liegt hiermit wahrscheinlich richtig, wer mehr will (fancy Menüs, witzige Zwischensequenzen oder knallbunte Bonbon-Grafik), der sollte weiterschauen. Am Ende macht das ehrliche 3 von 5 Sterne.

Samstag, 9. Februar 2013

Rocket Island

Publisher: HandyGames
OS: Android, iOS
Preis: 0,89 € (iOS) / FREE (Android)
App Store Links: iOS, Android

Viele Brettspielumsetzungen haben in den letzten Jahren auf den Touchscreen-Mobilgeräten ein perfektes Zuhause gefunden, insbesondere (aber nicht nur) auf den modernen Tablets lassen sich viele Brettspiele perfekt abbilden. Nach aktuellen Beispielen für diesen Trend muß man gar nicht lange suchen: Carcassonne, Ticket To Ride oder auch Forbidden Island (siehe kwAPPcast Nr. 11) sind Beispiele von wirklich gelungenen Brettspielumsetzungen!

Dem deutschen Mobile Games – Entwickler HandyGames ist mit Rocket Island etwas Bemerkenswertes gelungen: ein eigenständiges Spiel, das sich so angfühlt, wie ein bekanntes Brettspiel, aber komplett aus der Feder der Giebelstädter stammt. Und nicht nur das: es funktioniert auch (und nur) allein und erfüllt somit eine wichtige Voraussetzung eines Games, das man unabhängig von einer Internetverbindung oder die Warterei auf einen menschlichen Mitspieler immer mal wieder zwischendurch spielen kann!

Das flexible Spielfeld erinnert an Carcassonne

Worum es geht ist (wie bei den meisten Brettspielen ja auch) bei Rocket Island eigentlich egal. Der Vollständigkeit halber, sei das steampunkige Setting dennoch erwähnt: die Welt geht unter und die Bewohner einer kleinen (und immer kleiner werdenden) Insel wollen mittels Raketen gen Mond entfliehen. Und genau das ist die Aufgabe des Spielers.

Wie bei einem Brettspiel gibt es dabei einfache Regeln: die Insel ist in ein Hexfeld aufgeteilt. Durch Swipen kann man die Höhenstufen der einzelnen Felder erhöhen. Dabei gibt es Wasser, Sand, Gras, Holzboden, Raketengerüst und fertige Rakete. Der Spieler muß immer in aufsteigender Reihenfolge mittels eines Swipes eine bestimmte Anzahl von Feldern des gleichen Typs markieren. Sobald dies nicht mehr möglich ist, beginnt der Counter wieder bei „1“. Die so markierten Felder steigen eine Stufe auf. Mittels dieser einfachen Mechanik hat der Spieler möglichst viele Raketen (idealerweise in einem Zug) gen Himmel zu schicken. Ergänzt werden diese grundlegenden Regeln durch einige Sonderfelder und -regeln, aber grundsätzlich ist es das schon. Während man Rocket Island spielt, kann man sich beinahe die Türmchen aus Pappplättchen vorstellen, die man vor sich auf dem Tisch liegen hat. Allein dass das Game dieses Gefühl erzeugt, ist eine reife Leistung und ein Zeichen für sehr gutes Game-Design!

Für Spannung sorgen Naturkatastrophen (Komet, Vulkan, Wasserstrudel)

Es gibt 2 Spielmodi in Rocket Island: im Actionmodus hat man eine Minute Zeit (kann aber wertvolle Sekunden durch Raketenstarts dazugewinnen), in der man eine möglichste hohe Punktzahl erzielen muß. Insofern kommt es hier auf schnelles und effizientes Spielen an. Der Casualmode ist da anders. Man kann sich für jeden Zug Zeit nehmen, eine Uhr gibt es hier nicht. Aber jedes Mal, wenn die verlangte Anzahl von Feldern nicht geswiped werden kann, verschwindet automatisch ein Feld der Insel. Hier steht also sehr bedachtes Vorgehen im Vordergrund. Beide Modi sind auf Highscore zu spielen und das macht viel Spaß, insbesondere dann, wenn man sich mit befreundeten Spielern messen kann.

Hier knallt es grad ganz ordentlich!

Allerdings (und jetzt komme ich zu einem Manko des Spiels) hätte so eine toll funktionierende Mechanik mehr Abwechslung verdient! Egal, welchen Modus man spielt, sowohl spielerisch als auch optisch gleichen sich die meisten Matches. Toll wären zusätzliche Levelpakete gewesen, die in verschiedene zu lösende Szenarien aufgeteilt sind und sich auch optisch unterscheiden. Damit hätte sich Rocket Island tatsächlich die Krone aufgesetzt! Für die jetzige Version kann man das clevere Gameplay sowie die schöne und stilsichere Grafik loben und immer wieder eine Partie wagen. Auch ohne die von mir vermisste Level-Mechanik ist Rocket Island wohl das perfekte Zwischendurch-Spiel für Brettspielfreunde!

In der ersten Version des Spiels gab es übrigens keinerlei Tutorials oder Hilfetexte, so dass ich die (zugegebenermaßen sehr nachvollziehbaren) Regeln selbst herausfinden mußte. Dieser kleine Makel wurde von HandyGames schnell per Update gefixt. Jetzt gibt es eine schön gestaltete und informative Hilfe. Aus diesem Grund kann ich Rocket Island mit verdienten 4 von 5 Sterne bewerten! Wer ein Herz für Brettspiele hat, der sollte auf jeden Fall mal reinschauen!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Busy Bags

Publisher: Kaasa solution GmbH
OS: Android, iOS
Preis: 1,79 €
App-Store Links: Google Play, iOS

Spiele der Gattung Time Management sind schon seit Jahren beliebt. Wieso? Einer der Gründe dürfte sicher sein, dass man solche Titel besonders gut auf den Java-Mobiltelefonen umsetzen konnte, die ja bei allzu komplexen Steuerungen Probleme aufgrund der unflexiblen Tastatur bekam. Das wohl bekannteste Time Management – Spiel ist Diner Dash, bei dem es darum geht, die Abläufe in einem Restaurant zu managen, unter besonderer Berücksichtigung der eintrudelnden Gäste, deren Wünsche und vor allem der Geduldsfäden jedes Besuchers. Eine zünftige Runde Diner Dash artet immer in Hektik aus und dies trifft im Kern für jedes Time Management – Spiel zu.

Noch ist nicht viel los am Gepäckband...

Busy Bags vom Düsseldorfer Publisher Kaasa Solution (u.a. bekannt für die Smartphone-Umsetzung von Giana Sisters) fällt in eben jenes Genre, das in den letzten Jahren (zumindest gefühlt) etwas brach lag. Und anstatt sich Bäckereien, Restaurants oder Krankenhäuser als Szenarien zu überlegen sind es bei Busy Bags Kofferbänder an Flughäfen. Das Geniale an dieser Kombination ist, dass wohl wirklich jeder (sofern er irgendwann ein Mal per Flugzeug verreist ist) die Situation kennt: der Wettbewerb an den Bändern, bei dem man so so schnell wie möglich seine Gepäckstücke runterfischt. Da wird gedrängelt, es herrscht allgemeine Aufregung und man kann wohl an jedem Flughafen dieser Welt die Beobachtung machen, dass Kofferbänder, die noch nicht rollen schon von so ziemlich allen Reisenden belauert werden. Doch in dem Moment, in dem das Band aktiviert wird, preschen alle Wartenden ganz nah ran, auch wenn es dann meistens noch mehrere Minuten dauert, bis das erste Gepäckstück vorbeischleicht. Lange Rede, kurzer Sinn: die reale Situation hat schon einiges von einem Wettbewerb bzw. Spiel. Genau daraus ein „richtiges“ Spiel zu machen ist ein sehr cleverer Gedanke und ein tolles Szenario.

Das Spielprinzip ist dann auch so ähnlich, wie man sich die Kombination von Gepäckband und Time Managment so vorstellt: verschiedene Fluggäste mit unterschiedlich langen Geduldsfäden betreten die Halle und werden vom Spieler möglichst strategisch geschickt an die definierten Plätze am Gepäckband dirigiert. Um die Möglichkeiten des Spielers zu vergrößern hat er weitere Optionen, wie einen der Fluggäste an ein Klavier zu setzen (das Geklimper erhöht die Geduld aller Wartenden), Geschäftsleute zu einem zünftigen Businesstalk zusammenzuführen oder die Omi von einem Reisenden bespaßen zu lassen. Im Spielverlauf werden dem Nutzer immer weitere Möglichkeiten / Kombinationen vorgestellt, die die Komplexität immer weiter erhöhen. So arbeitet man sich nach und nach durch verschiedene “reale“ Flughäfen (die als Level-Packs fungieren), die zu Beginn jedes Level-Pakets mit einem netten, aber unnötigen Text vorgestellt werden.

Klaviergeklimper gegen Reisestress? Ein Modell mit Zukunft?

Trotz vieler netter Ideen und des wirklich clever gewählten Settings kann Busy Bags nicht so richtig überzeugen. Dies liegt vor allem daran, dass es sich nur hakelig steuern lässt (was bei einem Spiel, das sehr auf die Zeit achtet genau genommen ein NO GO ist). Ich habe es auf einem iPad 3 gespielt und selten tat ein Fluggast im ersten Versuch genau das, was ich wollte. Dabei ist die Steuerung eigentlich recht einfach gehalten: Tap auf den Passagier und dann Tap auf das Ziel, zu dem er laufen soll. Nur leider musste ich zum Teil mehrfach auf einen Fluggast tippen, um ihn überhaupt aktivieren zu können. Die bewegliche und rotierbare Kamera ist ja eigentlich ein Pluspunkt, allerdings reagiert sie viel zu nervös. Einmal falsch gewischt, schon ist der spielbare Bereich nicht im Bild, stattdessen sieht man die hellblaue Fläche, die sich außerhalb des eigentlichen Levels befindet. Nicht umsonst gibt es einen Kamera-Button, mit dem man schnell wieder die ursprüngliche Kameraeinstellung aktivieren kann. Auch Menüs, einige Einblendungen und grafische Elemente hätten noch mehr Feinschliff gebrauchen können.

Obwohl die Idee nett und die Zeit eigentlich reif ist für ein neues großes Time Management – Game (man kann ja nicht nur Endless Runner spielen!) kann Busy Bags nicht wirklich überzeugen. Um aus diesem Spiel ein wirklich rundes Erlebnis zu machen, wäre wohl noch einiges an Polishing nötig gewesen. Vielleicht legt der Entwickler ja noch mal nach und behebt einige der kleinen Mängel per Update. Es würde sich auf jeden Fall lohnen, denn die nächste Urlaubssaison kommt bestimmt! Für jetzt gibt es 2 von 5 Sterne.