OS: iOS
unterstützte Geräte: iPhone, iPad
(universal)
Preis: 2,69 €
App Store-Link: iOS
Ridiculous Fishing vom niederländischen
Entwicklerduo Vlambeer ist mehr als ein wirklich tolles Spiel, es ist
zudem ein Statement. Das Spiel kostet mehr, als das durchschnittliche
Casual-Spiel und verzichtet dafür bewusst komplett auf In-App-Purchases.
Die Grundidee von Ridiculous Fishing
(der Titel ist eine Weiterentwicklung des Flash-Spiels „Radical
Fishing“) ist ebenso einfach, wie genial und ist insofern wie
gemacht für ein mobiles Casual-Game anno 2013: wie der Name es schon
vermuten lässt, ist die Aufgabe des Spielers in den Tiefen des
Ozeans nach den verschiedensten Fischen zu angeln, mit denen er Geld
verdient und seine Angler-Ausrüstung nach und nach (und wohlgemerkt
nur mit Ingame-Währung) aufrüsten kann.
Fischers Fritz wartet auf den nächsten Einsatz |
Das Fischen ist ein dreiphasiger Prozess: in der ersten Phase geht es darum, den Angelhaken so tief wie möglich sinken zu lassen. Per Tilt-Mechanik (im kwAPPcast oft gescholten, aber hier sehr passend umgesetzt) weicht man allen Fischen, Quallen oder anderen Meeresgeschöpfen aus. Erst wenn der Haken einen der maritimen Bewohner trifft, geht es nicht mehr Richtung Meeresboden, sondern wieder an die Wasseroberfläche. Auf dem Weg nach oben gilt es dann, die Fische, denen man auf dem Weg nach unten ausgewichen ist, an den Haken zu bekommen. Einige Arten sollte man dabei meiden (da sie kein Geld bringen, sondern sogar welches kosten). Phase 3 beginnt, sobald man mit dem Angelhaken und den daran hängenden Fischen die Wasseroberfläche erreicht. An dieser Stelle wird auch klar, wieso das Angeln hier „ridiculous“ ist: die geangelten Fische werden in die Luft geschleudert und müssen per Tap geschossen werden. Erst jeder erfolgreich geschossene Fisch gibt dem Spieler Geld (oder im Falle von Quallen auch „negatives Geld“). Sobald alle Fische abgeschossen wurden oder eben auch wieder ins kalte Nass entfliehen ist die Runde vorbei.
In der 2. Phase gilt es den Meeresbewohnern so lange wie möglich auszuweichen |
Rein spielerisch erinnert das Gameplay dabei an einen Endless-Runner: man möbelt sein Equipment auf, um immer tiefer mit seinem Angelhaken vorzudringen und dabei immer wieder neue Spezies zu entdecken und zu fangen. Sobald eine bestimmte Anzahl verschiedener Spezies gefangen (oder sagen wir lieber erschossen) wurde, geht es dann auch ins nächste Fischgebiet. Obwohl die Nähe zu einem Endless-Runner sehr deutlich ist, spielt sich Ridiculous Fishing anders. Es macht sich das Genre so sehr zu eigen, die Mechanismen (Upgrade der Ausrüstung, spürbare Verbesserungen der Leistungen) greifen so gut ineinander, dass man nur ganz selten an die mittlerweile ziemlich strapazierte Spielgattung denken muß. Vielmehr freut man sich diebisch über jede neu entdeckte Spezies und spielt eine Runde nach der anderen.
In Phase 3 kommt endlich das Waffenarsenal zum Zug! |
Der Titel ist aber nicht nur rein spielerisch schön eigenständig, sondern hat auch einen einzigartigen Grafikstil, der irgendwo zwischen „Retro“ und „Artsy“ schwankt, dem Spiel aber sehr gut zu Gesicht steht. Alle Elemente sind relativ reduziert und eckig dargestellt, ohne dass daraus eine klassische Pixelgrafik wird.
Hervorheben möchte ich zudem das
Sound-Design, das ebenso einzigartig ist. Beginnt man mit dem
Angelhaken den Weg nach unten wird schöne Musik gespielt, die
einerseits „Retro“ wirkt, dabei aber nicht dem Chiptunes-Genre
zugeordnet werden kann. Vielmehr klingt die Musik wie die
Titelmelodie eines Computermagazins aus den 80'ern. Das kann man sich
schon sehr gut anhören, aber der Clou ist tatsächlich der Moment,
in dem man mit seinem Angelhaken wieder gen Wasseroberfläche
zurückkehrt, denn dann wird die gleiche Melodie rückwärts
abgespielt und klingt dabei mindestens genauso gut! Dies ist eines von vielen Gimmicks (dazu kommen noch ein ausführlicher Fischalmanach,
ein Ingame-Twitter-Verschnitt, witzige Beschreibungstexte und und
und...), die aus einem guten Spiel etwas Besonderes machen.
Dass der Entwickler Vlambeer ganz
bewusst gegen den allgegenwärtigen Freemium- und IAP-Strom schwimmt
(obwohl sich die Spielmechanik sehr gut dazu angeboten hätte, ein
IAP-System zu integrieren) ist nicht nur eine mutige und ganz
bewusste Entscheidung, sondern wie eingangs beschrieben ein
Statement: in Interviews sagen sie ganz deutlich, dass sie bei dem
Spiel nicht bereit waren Kompromisse einzugehen und das Game Design
zugunsten von IAP-Elementen zu verwässern. So zahlt der Spieler zwar
initial etwas mehr, aber bleibt von späteren Kaufaufforderungen
verschont. Man kann sich eigentlich nur wünschen, dass dieser Weg
dem Team Erfolg bringt, damit es neben dem Trend zu Freemium eben
immer noch Platz für „Premium“-Spiele in den App Stores gibt.
Über eine Android-Umsetzung von Ridiculous Fishing wird bei Vlambeer zur Zeit wohl zumindest
diskutiert. Ob es dazu kommt, wird wohl auch von dem Erfolg auf iOS
abhängen. Den Android-Nutzern wäre es auf jeden Fall zu gönnen,
dass dieses tolle Spiel portiert wird.
Nicht nur die bewusste Entscheidung für
das gewählte Business-Modell, sondern auch das Spiel an sich nötigen
mir großen Respekt ab. Insofern kann ich gar nicht umhin, dem Titel
5 von 5 Sternen zu geben und abschließend zu sagen, dass sich
wirklich Niemand von den 2,69 € abschrecken lassen sollte.
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